Samstag, 29. September 2012

British Grenadier - Von Regelbüchern und schlechten Würfeln

 

Genau eine Woche nach unserem legendären Kavallerie Spiel trafen wir uns erneut bei Sven. Diesmal stießen die beiden Kommandeure Stefan und Sorandir noch zu uns.


Das Szenario war wieder äußerst gelungen. In einer kleinen Ansiedlung, die aber in vortrefflichster Art und Weise von einem Weidezaun umgeben war, der den dahinter stehende Einheiten auch Deckung verschaffte, stand ein Großteil der britischen Einheiten.


Den Amerikanern war es nämlich gelungen Benedict Arnold gefangen zu nehmen. Direkt vor dem Gasthaus „The Swan“ fand das Verhör statt.
Eine solche Schande konnten die Amerikaner natürlich nicht zulassen. Zu diesem Zeitpunkt war ihnen Arnold noch wichtig – sein Portrait hing in Westpoint; erst später sollte es dann endgültig abgehangen werden - , und sie beschlossen ihn zu befreien.


Die zweite Brigade der Briten stand an deren linken Flügel. Auf der Straße, die die beiden Brigaden trennte, hatte die britische Kavallerie Aufstellung bezogen; es handelte sich um die 6. Dragoons, die allerdings nach unserer letzten Schlacht den internen Ehrennamen „The Fifth Guards“ bekommen hatten.


Gleichzeitig befanden sich noch die hessischen Truppen mit einem Wagentross und Artillerie auf dem Weg ins Lager.


Die Amerikaner nahmen in den angrenzenden Wäldern Aufstellung und machten sich bereit. Die „Hunting Shirt“ Brigade am rechten Flügel, unterstützt von der Artillerie. In der Mitte stand die Kavallerie. Am linken Flügel die Masse der amerikanischen Infanterie.


Zu Beginn des Spiels wurden die Einheiten geteilt. Sven kümmerte sich als General um seine geliebten Briten. Sorandir führte die Hessen heran. Koppi kommandierte den amerikanischen rechten Flügel und Stefan trieb den amerikanischen linken Flügel in die Schlacht.
Wie das Regelsystem es so vorsieht, begann das Ganze damit, dass wir zunächst einmal die Qualität unsere Kommandeure erwürfelten. Klar war auch, dass die amerikanische Seite einen Wurf versiebte und der Brigadekommandeur des linken Flügels schon mal als „Poor“ - -1 auf diverse Tests inkl. Moral – durch die Gegend ziehen musste.
Der anschließende Initiativwurf wurde auf gekonnte – und leider auch gewohnte – Art und Weise von General Koppi verloren. Toll.
Na noch bedeute das nicht viel. Die Hessen begannen sich zu formieren und nach vorne zu rücken; die Briten machten ein paar interne Verschiebungen entlang der Front.
Als die Amerikaner an die Reihe kamen, beschlossen diese mit ¾ der Armee nach vorne zu stürmen. Nur der äußerste rechte Flügel blieb ruhig und hielt sich in den Wäldern versteckt.
Man hatte ja in dem letzten Schlachtbericht etwas von einem kopflosen Hessen gehört, na und seitdem hatte man halt irgendwie Angst. Einfach nur Angst.
Die amerikanische Artillerie schien auch noch etwas zu zittern, denn die zwei Kanonen trafen nichts. Weniger als nichts. Die waren mehr als flüssig. Sie waren überflüssig.
Man ballerte sich fröhlich durch die Runden, völlig ineffektiv. Diesen Schuh musste sich General Koppi anziehen, war es doch sein Würfelergebnis, das die Leistung der Amerikaner an dieser Stelle so schmälerte.
Auch toll war die amerikanische Kavallerie: Das Wort Kavallerie kommt ja von Cavallo. Also von dem Tier mit dem man reiten kann. Würde sich das Wort vom italienischen Wort kämpfen ableiten, hieße sie ja Kombatterie. Was schloß die amerikanische Kavallerie daraus???
Man ritt, aber man kämpfte doch nicht. Die vier Runden, bevor sie dann floh, sind schnell beschrieben. Eine Gerade nach vorne, dann eine Pirouette nach links. Dann nach vorne. Dann eine Pirouette nach rechts. Da hatten wir dann schon 3 DP, lugten aus dem Wald, liefen vor die amerikanische Artillerie und bähmmmmmm… hatten Verluste, bekamen Angst und ritten vom Schlachtfeld.


For those about to rock. We salute you.
Also man muss ja schon kritikfähig sein: General Koppi hatte wirklich seine Führungsqualitäten für Kavallerie und Artillerie bewiesen. Ich denke General Stefan dachte insgeheim, wäre doch Koppi da vorne im Verhör und Arnold an meiner Seite. Ich würde ihm sogar versprechen sein Bild wieder in West Point aufzuhängen.
Na egal. Stefan prügelte seine Infanterie nach vorne und griff die feindliche Kanone und die daneben stehende Infanterie an.


Die ersten Attacken konnten abgewehrt werden, aber irgendwann klappte es dann doch und die Kanone musste sich zurückziehen; ebenso die britische Einheit am äußersten rechten Flügel. Das liest sich jetzt sehr schnell, aber in Wahrheit zog sich der Nahkampf über mehrere Runden hin. Über so viele Runden, dass die Spieler sogar Zeit bekamen mal ins Regelbuch zu schauen und dabei festzustellen… Upps. Die Nahkampfregeln sind ja doch etwas anders.
Am Ergebnis hätte dies aber nichts geändert.
Das Problem an der ganzen Nummer war halt nur, dass die Briten die Lücke direkt wieder mit Infanterie schließen konnten, und somit der Durchbruch nicht gelang.


Mittlerweile hatten die anstürmenden amerikanischen Einheiten auch schon so viele DP’s und Verluste gesammelt, dass sie gar nicht mehr in der Lage waren, über die Zäune zu klettern und den Angriff ins feindliche Lager zu tragen.
General Koppi sagte dann: „Hm, Stefan. Das war jetzt nicht der Knaller.“ Aus dem sich daraufhin über der Spielplatte erhebenden Atompilz, der mich kurz blendete, drang eine sonore Stimme heraus: „ Sag ich was dazu, wie DU würfelst.“
Irritiert schaute ich nach hinten, nach oben und zur Seite. Ich weiß bis jetzt nicht, wo die Stimme herkam. Aber; man hatte mich erwischt. Hochmut kommt vor dem Fall, und betreten senkte ich mein Haupt.
Denn im gleichen Moment wurde meine Mitte zerpflückt. Zwei Einheiten waren tapfer nach vorne marschiert, na und ich dachte, da unterstütz ich doch mal Stefan. Als mir dann aber die britische Kavallerie immer näher kam, bildete ich quasi eine V Formation, um auch gegen die Kavallerie zu bestehen.


Was ich völlig unterschätzt hatte: Sorandir, der gewiefte Spielefuchs, der es ja im Normalfall gewohnt ist im MINIMUM 15 Brigaden im Spiel zu kommandieren, war natürlich mit den paar Hessen völlig unterfordert. Deshalb lernte er auch während des Spiels – waren es drei oder vier ? - Regelbücher auswendig und gab sich dadurch den Nimbus des völlig über den Wasser schwebenden Feldherrn. Weit gefehlt. Alles Taktik.
Ganz genau wusste er, wo er war. Ganz präzise bewegten sich die Hessen. Sie bedrohten meine Flanke, fielen dem V gemeinsam mit der Kavallerie in die Seite und peng, die nächste Einheit der Amerikaner floh.


Egal. Sorandir schnappte sich Regelbuch Nr. 5, las ein paar Seiten, würfelte parallel, drehte die hessischen Jäger ein und griff die Artillerie an.


Die konnten den Jägern zwar noch eine Base wegschießen, den sich anschließenden Nahkampf verloren sie allerdings.
An dieser Stelle beschlossen wir das Spiel zu beenden. Die amerikanische Mitte war zerbrochen; die hessischen Truppen noch nahezu in perfekter Ordnung.


Der linke britische Flügel war nur auf der Stelle getreten. Die britische Kavallerie beherrschte die Mitte des Schlachtfeldes und hatte die letzte verbliebene Einheit zurückgeschlagen.


Na und der Zaun und die Siedlung waren immer noch heiß umkämpft.


Das Ergebnis war ziemlich deutlich.
Diesmal war der Spielverlauf zäher, als bei den letzten beiden Malen. Das lag sicherlich daran, dass sich durch den Szenarioverlauf sehr schnell Nahkämpfe entwickelten, diese hin- und her wogten, aber keine direkte Entscheidung brachten. Am anderen Flügel dauerte es sehr lange bis die Hessen ins Schlachtgeschehen eingreifen konnten. Immerhin mussten sie um ein Waldstück herum marschieren, und die sich darin befindlichen Amerikaner verhielten sich einfach still, um einen Überraschungsnagriff zu lancieren, der allerdings in die Hose ging.
Interessant an BG ist einfach, dass sich durch unterschiedliche Szenarien immer wieder neue Varianten ergeben, die im Vorfeld nicht klar zu erkennen sind. Das Spiel entwickelt sich somit über Stunden.
Na jedenfalls freue ich mich schon auf den nächsten Spieltag im Oktober. Vielleicht in der gleichen Runde: Sorandir hat noch ein paar Bücher vor sich, Sven malt Häuser an, Stefan lernt die Nahkampfregeln auswendig, damit da mal alles klar ist, na und ich lerne die nächsten zwei Wochen würfeln.
Nachtrag: Da Benedict Arnold fast 4 Stunden verhört worden war, hatte er sich entschlossen bei den Briten zu bleiben, denn eigentlich war diese Tea Time Nummer doch sehr nett, na und alle möglichen Offiziere hatten doch Interesse an ihm gezeigt. Außerdem hatte man ihm irgendwas von 20.000 $ erzählt. Na und vielleicht, vielleicht war es ja unsere Langsamkeit, die ihn zu diesem Schritt bewegt hat.

DANKE AN KOPPI FÜR DEN BERICHT!

1 Kommentar:

  1. Wie schon auf Sweetwater geschrieben - sehr schöner Bericht und auch tolle Bilder von tollem Gelände und schönen Figuren.
    Gefällt mir sehr gut. Auch würde mich BritishGrenadier sehr interessieren.

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