Samstag, 1. Juni 2013

British Grenadier - Le Jour de gloire est arrivé ?

Monate haben wir darauf gewartet. Einige haben gehofft; andere gezittert.
Nun war er da, der Tag der Tage. Der Tag an dem endlich, endlich … die Franzosen kamen.
Erkannt hatte ich das direkt, als der Oberbefehlshaber der Franzosen – Stefan – schon bei Sven in der Wohnung war. Ich hätte weinen können vor Glück: Sollten meine Amerikaner vielleicht diesmal eine Chance haben? Sollten sie von Anfang an unterstützt werden? Sollten wir gar den Sieg davontragen? Ich wagte gar nicht laut darüber nachzudenken, aber im Stillen, ein kleiner Keim der Hoffnung …
Gestärkt von einem wahnsinnigen Selbstvertrauen stimmten die Verbündeten – Stefan und ich – natürlich dem Szenario zu. Ach; ist doch kein Problem, dass die Engländer im Dorf verschanzt sind.
Ist doch Latte, dass sie hinter Zäunen standen, die bastionsartig in das Schlachtfeld hinausragten. Völlig zu ignorieren auch die Tatsache, dass es sich bei den Briten doch weiterhin um Elitetruppen handelte.

Ach was.
Kennt Ihr Dalai Lama von Rammstein? „ ….weiter, weiter ins Verderben …“
Schön war das Dorf, das meine Amis angriffen. Schöne – teilweise frisch gestrichene Häuser, die erst zwei Stunden vor Beginn der Schlacht fertig geworden waren. Zivilisten, die da rum standen.

Nette Engländer hinter Zäunen. Liebe Hessen, die unbedingt den Zugang zur Kneipe beschützen wollten – angeblich befand sich darin der Oberbefehlshaber.
Zwei dicke unbewegliche 12 Pfünder in den Ecken.

Na und ganz viele Reserven, die mittels einer Zugaktivierung erst später das Schlachtfeld betreten würden.
Diesen Truppen gegenüber meine Amerikaner. Drei komplette Brigaden. Motiviert bis unter die Perücke.

Na und außerdem waren da doch noch die Franzosen…. Die Franzosen ? Wo waren die Franzosen. Mein Körper fiel von einer Hitzewallung direkt in den Kälteschock. Wie durch einen Nebel hörte ich ganz leise, in Zeitlupe, die Szenariobedingung: „ … d-i-e F-r-a-n-z-o-o-o-o-o-o-s-e-n k-o-m-m-e-n i-n d-e-r v-i-i-i-i-i-e-e-e-r-t-e-n R-u-n-d-e …“
In der vierten Runde ??? Aber, aber …
Na egal. Meine topmotivierten Truppen flüsterten mir zu: Chef bleib ganz ruhig. Zuerst plätten wir die Geschütze, danach die Hessen. Die Franzosen können dann ja den Rest erledigen. Stefan und ich grinsten uns an. Er übernahm den linken Flügel, ich den rechten.
Pah.
Aber irgendwie. Sven war viel zu relaxed; viiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeelllllllllll zu relaxed. Der saß da mit umgedrehter Base Cap von North Star auf seinem Stuhl in dieser coolen James Dean Pose, gähnte zwischendurch – er musste ja seine Truppen kaum bewegen -, und wirkte – na wie soll man es sagen -, irgendwie unangreifbar.
Na egal: Ich warf meine erste Welle in die Schlacht, würfelte, Sven würfelte dagegen …

Ergebnis …Rout. Kann ja mal vorkommen.

Egal: Ich warf meine zweite Welle in die Schlacht, würfelte. Sven würfelte dagegen …
Ergebnis … Retreat. Hmhh; nicht wirklich besser.

Stefan rannte unterdessen gegen die Hessen an. Heimlich zog Sen seine Highland Grenadiere um unsere Flanken. Aber so was ist doch gar nicht schlimm …

Meine dritte Welle rückte nach vorne.
Ich würfelte …

Retreat.

Dann endlich kamen sie. Ach wie schön sahen sie aus in Ihren weißen, sauberen Uniformen. Wie bedrohlich wirkten sie aus der Perspektive der Engländer.

Die Hessen duellierten sich derweil mit den Amerikanern. Anfänglich sah das gar nicht verkehrt aus. Doch letztendlich begannen die Truppen zu schwanken – Falter – unweigerlich gefolgt vom … Retreat.

Sven konnte sogar seine Linie verstärken. Außerdem hatte er mittlerweile seine Truppen um die Flanke geführt und griff an.

Da brachen die britischen Highland Grenadiere in die Flanke der Plänkler ein. Drei Bases verloren. Bamm.
In Eilmärschen versuchten die Franzosen und die Reserven der Amerikaner an die Front zu kommen.

Aus den Retreats wurden jetzt immer mehr Routs. Die Truppen begannen zu brechen.
Ich dachte, versuchs mal mit der Kavallerie. Das kann man aber vergessen, wenn man immer nur Einser würfelt.

Aus der Vogelperspektive sah es mittlerweile wie folgt aus. Die vierte Welle rückte auf die Kanonen zu; die fünfte war schon hinter Ihr. In Quermärschen versuchten Amerikaner und Franzosen den gefährdeten linken Flügel zu erreichen.

Der wurde immer dünner. Hier ein Bild von den komplett zusammengeschossenen Restbataillonen.

Die vierte Welle war unterdessen auch zerschlagen worden. Na dann versuch ich es doch mal mit der fünften.

Vergiss es, Vergiss es einfach. Wenn der Wurm drin ist, ist er drin. Befragt mal Ambrose Burnside zu dessen Desaster bei Fredericksburg. Irgendwie kam mir unsere Schlacht eh die ganze Zeit bekannt vor. Da stand „Stonewall“ Sven hinter seiner Mauer und kartätschte mir eine Einheit nach der anderen weg. Schlimm, schlimm, schlimm.
Es gelang uns zwar so etwas wie eine neue Frontlinie am linken Flügel zu bilden, aber Sven – jetzt im Siegesrausch – unterlief einfach unser Artilleriefeuer. Die völlig unfähigen Kanoniere der Amerikaner rissen auch hier nichts.

Kurze Zeit später gaben die Amerikaner dann endgültig auf. Selbst der kurze Waffenstillstand den die Kommandeure nutzten um ein paar Pizzen zu verschlingen, hatte nichts gebracht.
Die 12 Pfünder Artillerie hatte sich mal wieder als Königin der Schlachten bewährt, und ich mal wieder als der unfähigste Würfler vom vereinigten Tabletopdeutschland.

Ich glaub, ich stell mir da jetzt mal einen Adjudanten ein, der das für mich erledigt. Denn irgendwann, irgendwann werde ich auch mal gewinnen. Ich glaub da fest dran.
Eine Schlussbemerkung noch zum Gesamtspiel. Bei meinem letzten Spielbericht hatte ich ja einige Kritik geäußert. Diesmal war das Spiel – trotz der üblichen langen Spieldauer - wieder sehr schnell. Dies lag zum großen Teil daran, dass wir sehr interessante, schnelle Schusswechsel ausspielten. Die vorhandenen Nahkämpfe konnten schnell gelöst werden, so dass das Ganze auch nicht langatmig wurde.
Ein wirklich gelungener Tabletopnachmittag.

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