Nach nun fast 5 Monaten Pausen war es wieder einmal soweit.
British Grenadier bei Sven.
Zwischendurch hatten wir uns zwar schon einmal getroffen, hatten aber an
diesem Spieltag eine Partie „Marquis de Vauban“ gespielt. Diese Regeln
hatten die Kurpfälzer ja letztes Jahr auf der Tactica präsentiert, als
es darum ging ein klassisches Belagerungsszenario aus der Zeit des
Spanischen Erbfolgekrieges darzustellen.
Jürgen – Sorandir – hatte immer mal, vor diese Regeln in einer
klassischen Feldschlacht zu testen. Na und das hatten wir dann auch im
Februar getan.
Aber nun zurück zu unserem British Grenadier Spiel. Sven fungierte
diesmal als Spielleiter, da er es wohl satt hatte, meine und Jürgens
Kommentare bezüglich des Spielflusses bei BG, der durch das Blättern in
Regelbüchern doch arg verlangsamt wird, zu ertragen.
Jürgen übernahm diesmal die Amerikaner, ich die Briten. Umpf. Als wenn
ich es geahnt hätte … Ich, als traditioneller Spieler der Amerikaner,
hatte in einigen Spielen zuvor die mangelnde Ausstattung meiner
geliebten Patrioten mit Artillerie bemängelt. Na da freute ich mich doch
diesmal Briten zu spielen, immerhin haben die immer viele Geschütze
dabei und hatten mir in der Vergangenheit deshalb auch ganz schön Zunder
gegeben.
Spielleiter Sven verkündete dann auch die Aufstellung. Ein ganz anderes
Szenario als bisher. Die Amerikaner hatten an einem flachen Hügel
unterhalb einer Kirche Stellung bezogen. Am Kirchhügel selbst hatten sie
ihr Lager aufgeschlagen und zwei Kanonen platziert. Ideale
Ausgangsstellung, denn so konnten sie das ganze Schlachtfeld
bestreichen.
Vom Kirchturmhügel betrachtet im Westen lag ein kleines Dorf, durch das
sich die Briten bewegten. Alles Elitetruppen: Leichte Infanterie,
Amazonen und Grenadiere.
Die Linieninfanterie der Engländer und die Hessen, steckten noch im Wald
fest und sollten erst später vom Spielleiter Sven aktiviert werden.
Jetzt spielten sie noch keine Rolle.
Soweit so gut. Plötzlich fiel mir was auf. WO WAR DENN MEINE ARTILLERIE ????
Der Spielleiter verkündete „…. Dieses Szenario sieht keine Artillerie
für die Amerikaner vor. Ist doch auch mal was …“ Natürlich, mein lieber
Sven; natürlich, ist das auch mal was. Arghhhhhhhhhh.
Das Spiel begann mit dem Gewinn des Initiativwurfes durch die
Amerikaner. Ich staunte nicht schlecht, als ich sah was Jürgen da
machte. Ich spiele die Amerikaner ja sehr historisch. Verschanze sie
gerne hinter irgendwelchen Hecken, Wäldern oder Zäunen; hoffe das meine
Miliz zwei Schuß - „(imaginäre Synchronstimme von Mel Gibson) … zwei
Schuß. Die Miliz muss zwei Schuß hintereinander abgeben …
(Synchronstimme Ende)“ – feuert und sich dann irgendwo in Deckung
verzieht.
Nicht so die kurpfälzische Miliz. Die rannte los, als wenn der Kurfürst
selbst seine ausgewanderten Landeskinder wieder einfangen wollte.
Na aber britische Elite wäre nicht britische Elite, wenn sie darauf
nicht reagieren würde. In meinem Zug gingen dann erst mal die drei
Einheiten in der Mitte des Dorfes von der Kolonne in die Linie. „Denn
nur in der Linie kann das Maximum aller Waffen eingesetzt werden.“
(Richard Sharpe)
Die Einheit, die sich um das Dorf herum bewegte, rückte zunächst noch in
Kolonne vor und schwenkte dann etwas später in die Linie um.
Na jedenfalls brachte Jürgen zunächst seine Skirmisher nach vorne, die
auch sofort mit Plänklerfeuer begannen. Bald schon hatte meine erste
Einheit drei DP’s, wenig später auch schon ein paar Verluste.
Jürgen führte daraufhin seinen dritten Skirmishertrupp durch eine
Häuserlücke nach vorne. Das wäre beinahe nicht aufgefallen, weil die
Jungs ihre Gartenzäune mitbrachten. Coole Tarnung.
Aber Grenadiere wären keine Grenadiere, wenn sie sich nicht problemlos
um 180 Grad drehen könnten. Formationsänderung und schon standen sie vor
dem Feind.
Nachfolgend passierte dann allerdings etwas, was ich an BG kritisiere.
Ich hatte meiner Brigade anfänglich einen „Engage“ Befehl gegeben; d.h.
wir rücken auf Schußreichweite vor, und ballern dann aufeinander ein bis
sich einer zurückzieht. Jetzt standen aber jede Menge Skirmisher vor
mir. Die greift man besser an, denn gegen Linieninfanterie haben die
Jungs keine Chance.
Mir gelang es aber mehrere Runden nicht meinen Befehl zu ändern. Meine
Jungs mussten eine 8 mit 2 W6 Würfeln, um diese Befehlsänderung zu
schaffen. Klingt nicht viel, aber kennt Ihr das auch? Wenn Ihr die Zahl
braucht, kommt sie nicht.
Was aber kritisiere ich da am Spielsystem; denn solche Regelungen gibt
es ja auch bei anderen Systemen: Bei BG gibt es unterschiedliche
Moralwerte. Befehlsänderungen hängen vom Kommandeur ab, und erfordern
immer einen relativ hohen Zahlenwert.
Wenn ich allerdings z.B. Einheiten sammeln muss, gelingt das viel eher,
weil dafür ein niedrigerer Wert angesetzt wird. Irgendwie unlogisch, und
leider auch etwas unhistorisch. Eliteinfanterie, die Plänklern
gegenüber inaktiv ist ?
„… Ist doch auch mal was …“
Na egal. Jedenfalls waren die Amerikaner so gut, dass die leichte Infanterie sich alsbald zurückziehen musste.
Die Amazonen standen dem 3. New Yorker Regiment gegenüber. Diese Jungs
mausern sich in ihren grauen Uniformen so langsam zu einer Elitetruppe.
Jedenfalls gelang es ihnen der schottischen Einheit ernsthafte Verluste
beizubringen und auch diese musste sich zurückziehen.
Nun setzten sich auch die britischen Linientruppen in Bewegung, die von
Sven aktiviert worden waren, und versuchten den Amerikanern in die
Flanke zu fallen.
Mittlerweile, endlich, endlich, gelang auch die Befehlsänderung. Der
ausgebuffte amerikanische Kommandeur hatte aber mittlerweile in seinem
Zentrum die Plänkler gegen Linieninfanteristen getauscht. Na und die
standen. Unentschieden wogte das Gefecht hin- und her.
Den Amazonen – nun fast zerstört – gelang der Rückzug hinter die Leichte
Infanterie, die sich nun den nachdrängenden Amerikanern stellte. Leider
konnten meine Leichten die vor Ihnen stehende Einheit nicht angreifen.
Denn … der Angriffsbefehl war auf die Plänkler bezogen!! Da jetzt die
Linieninfanterie – die gehörte zu einer anderen Brigade – an dieser
Stelle stand, musste erneut auf den Moralwert gewürfelt werden.
Diese Regelung ist einfach schlecht. Sorry, und hat mich wirklich
gestört. Denn die Truppe stand ja am gleichen Platz, in der gleichen
Position auf dem Schlachtfeld. Sie hatte einen Angriffsbefehl und nun
sollte ich erneut einen Angriffsbefehl auswürfeln, nur weil zwei
Truppeneinheiten rochierten? Was soll man dazu sagen? Vielleicht:
„Ist ja auch mal was …“
Am linken Flügel der Briten konnten die Linieninfanteristen die Plänkler
zurücktreiben und verharkten sich auch hier in Nahkämpfe mit Ihren
Gegnern.
Die Schlacht endete nach mehreren Stunden Spieldauer in einem Patt.
Beide Schlachtlinien standen noch. Zwar waren ein paar Einheiten auf der
Flucht, aber einen richtigen Durchbruch hatte niemand erreicht.
Für mich drängt sich nach diesem Spiel folgende Betrachtung auf.
Wir spielen ja nun seit über einem Jahr regelmäßig BG. Das Spiel hat seine Stärken. Aber auch seine Schwächen.
Ich bin immer noch der Meinung, dass das Spiel den Flair des AWI
rüberbringt. Allerdings nur, wenn man wirklich Zeit hat. BG spielt sich
am besten an einem Grillwochenende im Sommer. Ein paar Stunden spielen.
Dann grillen und am Ende noch paar Stunden nachlegen, bis es zur
Entscheidung kommt.
Bei unseren Mittwochabend Spielrunden schaffen wir es allerdings selten
ein finales Ergebnis herbeizuführen, und das obwohl wir ja zwischen 3
und 4 Stunden spielen. Das ist allerdings einfach unbefriedigend.
Bei Maurice de Vauban hatten wir nach 3 h ein klares Ergebnis. Dieses
System ist auch etwas „letaler“, was mir als stillem Fan von
Skirmishsystemen natürlich gefällt. Ich mag halt Hollywood Tabletop.
Was mich an diesem Spiel echt genervt hat, sind die oben beschriebenen
Moralwerttests. Die hatten das Spiel unnötig in die Länge gezogen und zu
keiner Entscheidung geführt. Außerdem waren sie oftmals unlogisch und
auch nicht historisch begründbar. Hier denke ich sollten wir uns
hausregeltechnisch was einfallen lassen.
Na und hin- und wieder ein Maurice de Vauban Spiel im Wechsel zu spielen, schadet sicher auch nicht, getreu unserem Motto
„…ist ja auch mal was …“
(P.S.: Große Entschuldigung an Sven, dessen hier aus dem Zusammenhang
gerissenes Zitat sich in unverfrorener Weise wie ein roter Faden durch
meinen Bericht zieht. Gut, dass wir uns verstehen.)
Nachtrag:
Auch nachträglich rekrutierte Fremdtruppen konnten gegen Spielende keine Entscheidung mehr bringen.