Monate haben wir darauf gewartet. Einige haben gehofft; andere gezittert.
Nun war er da, der Tag der Tage. Der Tag an dem endlich, endlich … die Franzosen kamen.
Erkannt hatte ich das direkt, als der Oberbefehlshaber der Franzosen –
Stefan – schon bei Sven in der Wohnung war. Ich hätte weinen können vor
Glück: Sollten meine Amerikaner vielleicht diesmal eine Chance haben?
Sollten sie von Anfang an unterstützt werden? Sollten wir gar den Sieg
davontragen? Ich wagte gar nicht laut darüber nachzudenken, aber im
Stillen, ein kleiner Keim der Hoffnung …
Gestärkt von einem wahnsinnigen Selbstvertrauen stimmten die Verbündeten
– Stefan und ich – natürlich dem Szenario zu. Ach; ist doch kein
Problem, dass die Engländer im Dorf verschanzt sind.
Ist doch Latte, dass sie hinter Zäunen standen, die bastionsartig in das
Schlachtfeld hinausragten. Völlig zu ignorieren auch die Tatsache, dass
es sich bei den Briten doch weiterhin um Elitetruppen handelte.
Ach was.
Kennt Ihr Dalai Lama von Rammstein? „ ….weiter, weiter ins Verderben …“
Schön war das Dorf, das meine Amis angriffen. Schöne – teilweise frisch
gestrichene Häuser, die erst zwei Stunden vor Beginn der Schlacht fertig
geworden waren. Zivilisten, die da rum standen.
Nette Engländer hinter Zäunen. Liebe Hessen, die unbedingt den Zugang
zur Kneipe beschützen wollten – angeblich befand sich darin der
Oberbefehlshaber.
Zwei dicke unbewegliche 12 Pfünder in den Ecken.
Na und ganz viele Reserven, die mittels einer Zugaktivierung erst später das Schlachtfeld betreten würden.
Diesen Truppen gegenüber meine Amerikaner. Drei komplette Brigaden. Motiviert bis unter die Perücke.
Na und außerdem waren da doch noch die Franzosen…. Die Franzosen ? Wo
waren die Franzosen. Mein Körper fiel von einer Hitzewallung direkt in
den Kälteschock. Wie durch einen Nebel hörte ich ganz leise, in
Zeitlupe, die Szenariobedingung: „ … d-i-e F-r-a-n-z-o-o-o-o-o-o-s-e-n
k-o-m-m-e-n i-n d-e-r v-i-i-i-i-i-e-e-e-r-t-e-n R-u-n-d-e …“
In der vierten Runde ??? Aber, aber …
Na egal. Meine topmotivierten Truppen flüsterten mir zu: Chef bleib ganz
ruhig. Zuerst plätten wir die Geschütze, danach die Hessen. Die
Franzosen können dann ja den Rest erledigen. Stefan und ich grinsten uns
an. Er übernahm den linken Flügel, ich den rechten.
Pah.
Aber irgendwie. Sven war viel zu relaxed;
viiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeelllllllllll zu relaxed. Der saß da mit
umgedrehter Base Cap von North Star auf seinem Stuhl in dieser coolen
James Dean Pose, gähnte zwischendurch – er musste ja seine Truppen kaum
bewegen -, und wirkte – na wie soll man es sagen -, irgendwie
unangreifbar.
Na egal: Ich warf meine erste Welle in die Schlacht, würfelte, Sven würfelte dagegen …
Ergebnis …Rout. Kann ja mal vorkommen.
Egal: Ich warf meine zweite Welle in die Schlacht, würfelte. Sven würfelte dagegen …
Ergebnis … Retreat. Hmhh; nicht wirklich besser.
Stefan rannte unterdessen gegen die Hessen an. Heimlich zog Sen seine
Highland Grenadiere um unsere Flanken. Aber so was ist doch gar nicht
schlimm …
Meine dritte Welle rückte nach vorne.
Ich würfelte …
Retreat.
Dann endlich kamen sie. Ach wie schön sahen sie aus in Ihren weißen,
sauberen Uniformen. Wie bedrohlich wirkten sie aus der Perspektive der
Engländer.
Die Hessen duellierten sich derweil mit den Amerikanern. Anfänglich sah
das gar nicht verkehrt aus. Doch letztendlich begannen die Truppen zu
schwanken – Falter – unweigerlich gefolgt vom … Retreat.
Sven konnte sogar seine Linie verstärken. Außerdem hatte er mittlerweile seine Truppen um die Flanke geführt und griff an.
Da brachen die britischen Highland Grenadiere in die Flanke der Plänkler ein. Drei Bases verloren. Bamm.
In Eilmärschen versuchten die Franzosen und die Reserven der Amerikaner an die Front zu kommen.
Aus den Retreats wurden jetzt immer mehr Routs. Die Truppen begannen zu brechen.
Ich dachte, versuchs mal mit der Kavallerie. Das kann man aber vergessen, wenn man immer nur Einser würfelt.
Aus der Vogelperspektive sah es mittlerweile wie folgt aus. Die vierte
Welle rückte auf die Kanonen zu; die fünfte war schon hinter Ihr. In
Quermärschen versuchten Amerikaner und Franzosen den gefährdeten linken
Flügel zu erreichen.
Der wurde immer dünner. Hier ein Bild von den komplett zusammengeschossenen Restbataillonen.
Die vierte Welle war unterdessen auch zerschlagen worden. Na dann versuch ich es doch mal mit der fünften.
Vergiss es, Vergiss es einfach. Wenn der Wurm drin ist, ist er drin.
Befragt mal Ambrose Burnside zu dessen Desaster bei Fredericksburg.
Irgendwie kam mir unsere Schlacht eh die ganze Zeit bekannt vor. Da
stand „Stonewall“ Sven hinter seiner Mauer und kartätschte mir eine
Einheit nach der anderen weg. Schlimm, schlimm, schlimm.
Es gelang uns zwar so etwas wie eine neue Frontlinie am linken Flügel zu
bilden, aber Sven – jetzt im Siegesrausch – unterlief einfach unser
Artilleriefeuer. Die völlig unfähigen Kanoniere der Amerikaner rissen
auch hier nichts.
Kurze Zeit später gaben die Amerikaner dann endgültig auf. Selbst der
kurze Waffenstillstand den die Kommandeure nutzten um ein paar Pizzen zu
verschlingen, hatte nichts gebracht.
Die 12 Pfünder Artillerie hatte sich mal wieder als Königin der
Schlachten bewährt, und ich mal wieder als der unfähigste Würfler vom
vereinigten Tabletopdeutschland.
Ich glaub, ich stell mir da jetzt mal einen Adjudanten ein, der das für
mich erledigt. Denn irgendwann, irgendwann werde ich auch mal gewinnen.
Ich glaub da fest dran.
Eine Schlussbemerkung noch zum Gesamtspiel. Bei meinem letzten
Spielbericht hatte ich ja einige Kritik geäußert. Diesmal war das Spiel –
trotz der üblichen langen Spieldauer - wieder sehr schnell. Dies lag
zum großen Teil daran, dass wir sehr interessante, schnelle
Schusswechsel ausspielten. Die vorhandenen Nahkämpfe konnten schnell
gelöst werden, so dass das Ganze auch nicht langatmig wurde.
Ein wirklich gelungener Tabletopnachmittag.