Dienstag, 2. April 2013

British Grenadier - "Ist doch auch mal was ..."

Nach nun fast 5 Monaten Pausen war es wieder einmal soweit.
British Grenadier bei Sven.
Zwischendurch hatten wir uns zwar schon einmal getroffen, hatten aber an diesem Spieltag eine Partie „Marquis de Vauban“ gespielt. Diese Regeln hatten die Kurpfälzer ja letztes Jahr auf der Tactica präsentiert, als es darum ging ein klassisches Belagerungsszenario aus der Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges darzustellen.
Jürgen – Sorandir – hatte immer mal, vor diese Regeln in einer klassischen Feldschlacht zu testen. Na und das hatten wir dann auch im Februar getan.
Aber nun zurück zu unserem British Grenadier Spiel. Sven fungierte diesmal als Spielleiter, da er es wohl satt hatte, meine und Jürgens Kommentare bezüglich des Spielflusses bei BG, der durch das Blättern in Regelbüchern doch arg verlangsamt wird, zu ertragen.
Jürgen übernahm diesmal die Amerikaner, ich die Briten. Umpf. Als wenn ich es geahnt hätte … Ich, als traditioneller Spieler der Amerikaner, hatte in einigen Spielen zuvor die mangelnde Ausstattung meiner geliebten Patrioten mit Artillerie bemängelt. Na da freute ich mich doch diesmal Briten zu spielen, immerhin haben die immer viele Geschütze dabei und hatten mir in der Vergangenheit deshalb auch ganz schön Zunder gegeben.



Spielleiter Sven verkündete dann auch die Aufstellung. Ein ganz anderes Szenario als bisher. Die Amerikaner hatten an einem flachen Hügel unterhalb einer Kirche Stellung bezogen. Am Kirchhügel selbst hatten sie ihr Lager aufgeschlagen und zwei Kanonen platziert. Ideale Ausgangsstellung, denn so konnten sie das ganze Schlachtfeld bestreichen.



Vom Kirchturmhügel betrachtet im Westen lag ein kleines Dorf, durch das sich die Briten bewegten. Alles Elitetruppen: Leichte Infanterie, Amazonen und Grenadiere.
Die Linieninfanterie der Engländer und die Hessen, steckten noch im Wald fest und sollten erst später vom Spielleiter Sven aktiviert werden. Jetzt spielten sie noch keine Rolle.



Soweit so gut. Plötzlich fiel mir was auf. WO WAR DENN MEINE ARTILLERIE ????
Der Spielleiter verkündete „…. Dieses Szenario sieht keine Artillerie für die Amerikaner vor. Ist doch auch mal was …“ Natürlich, mein lieber Sven; natürlich, ist das auch mal was. Arghhhhhhhhhh.
Das Spiel begann mit dem Gewinn des Initiativwurfes durch die Amerikaner. Ich staunte nicht schlecht, als ich sah was Jürgen da machte. Ich spiele die Amerikaner ja sehr historisch. Verschanze sie gerne hinter irgendwelchen Hecken, Wäldern oder Zäunen; hoffe das meine Miliz zwei Schuß - „(imaginäre Synchronstimme von Mel Gibson) … zwei Schuß. Die Miliz muss zwei Schuß hintereinander abgeben … (Synchronstimme Ende)“ – feuert und sich dann irgendwo in Deckung verzieht.
Nicht so die kurpfälzische Miliz. Die rannte los, als wenn der Kurfürst selbst seine ausgewanderten Landeskinder wieder einfangen wollte.
Na aber britische Elite wäre nicht britische Elite, wenn sie darauf nicht reagieren würde. In meinem Zug gingen dann erst mal die drei Einheiten in der Mitte des Dorfes von der Kolonne in die Linie. „Denn nur in der Linie kann das Maximum aller Waffen eingesetzt werden.“ (Richard Sharpe)



Die Einheit, die sich um das Dorf herum bewegte, rückte zunächst noch in Kolonne vor und schwenkte dann etwas später in die Linie um.
Na jedenfalls brachte Jürgen zunächst seine Skirmisher nach vorne, die auch sofort mit Plänklerfeuer begannen. Bald schon hatte meine erste Einheit drei DP’s, wenig später auch schon ein paar Verluste.



Jürgen führte daraufhin seinen dritten Skirmishertrupp durch eine Häuserlücke nach vorne. Das wäre beinahe nicht aufgefallen, weil die Jungs ihre Gartenzäune mitbrachten. Coole Tarnung.



Aber Grenadiere wären keine Grenadiere, wenn sie sich nicht problemlos um 180 Grad drehen könnten. Formationsänderung und schon standen sie vor dem Feind.



Nachfolgend passierte dann allerdings etwas, was ich an BG kritisiere. Ich hatte meiner Brigade anfänglich einen „Engage“ Befehl gegeben; d.h. wir rücken auf Schußreichweite vor, und ballern dann aufeinander ein bis sich einer zurückzieht. Jetzt standen aber jede Menge Skirmisher vor mir. Die greift man besser an, denn gegen Linieninfanterie haben die Jungs keine Chance.
Mir gelang es aber mehrere Runden nicht meinen Befehl zu ändern. Meine Jungs mussten eine 8 mit 2 W6 Würfeln, um diese Befehlsänderung zu schaffen. Klingt nicht viel, aber kennt Ihr das auch? Wenn Ihr die Zahl braucht, kommt sie nicht.
Was aber kritisiere ich da am Spielsystem; denn solche Regelungen gibt es ja auch bei anderen Systemen: Bei BG gibt es unterschiedliche Moralwerte. Befehlsänderungen hängen vom Kommandeur ab, und erfordern immer einen relativ hohen Zahlenwert.
Wenn ich allerdings z.B. Einheiten sammeln muss, gelingt das viel eher, weil dafür ein niedrigerer Wert angesetzt wird. Irgendwie unlogisch, und leider auch etwas unhistorisch. Eliteinfanterie, die Plänklern gegenüber inaktiv ist ?
„… Ist doch auch mal was …“
Na egal. Jedenfalls waren die Amerikaner so gut, dass die leichte Infanterie sich alsbald zurückziehen musste.



Die Amazonen standen dem 3. New Yorker Regiment gegenüber. Diese Jungs mausern sich in ihren grauen Uniformen so langsam zu einer Elitetruppe. Jedenfalls gelang es ihnen der schottischen Einheit ernsthafte Verluste beizubringen und auch diese musste sich zurückziehen.



Nun setzten sich auch die britischen Linientruppen in Bewegung, die von Sven aktiviert worden waren, und versuchten den Amerikanern in die Flanke zu fallen.



Mittlerweile, endlich, endlich, gelang auch die Befehlsänderung. Der ausgebuffte amerikanische Kommandeur hatte aber mittlerweile in seinem Zentrum die Plänkler gegen Linieninfanteristen getauscht. Na und die standen. Unentschieden wogte das Gefecht hin- und her.
Den Amazonen – nun fast zerstört – gelang der Rückzug hinter die Leichte Infanterie, die sich nun den nachdrängenden Amerikanern stellte. Leider konnten meine Leichten die vor Ihnen stehende Einheit nicht angreifen. Denn … der Angriffsbefehl war auf die Plänkler bezogen!! Da jetzt die Linieninfanterie – die gehörte zu einer anderen Brigade – an dieser Stelle stand, musste erneut auf den Moralwert gewürfelt werden.
Diese Regelung ist einfach schlecht. Sorry, und hat mich wirklich gestört. Denn die Truppe stand ja am gleichen Platz, in der gleichen Position auf dem Schlachtfeld. Sie hatte einen Angriffsbefehl und nun sollte ich erneut einen Angriffsbefehl auswürfeln, nur weil zwei Truppeneinheiten rochierten? Was soll man dazu sagen? Vielleicht:
„Ist ja auch mal was …“
Am linken Flügel der Briten konnten die Linieninfanteristen die Plänkler zurücktreiben und verharkten sich auch hier in Nahkämpfe mit Ihren Gegnern.
Die Schlacht endete nach mehreren Stunden Spieldauer in einem Patt. Beide Schlachtlinien standen noch. Zwar waren ein paar Einheiten auf der Flucht, aber einen richtigen Durchbruch hatte niemand erreicht.



Für mich drängt sich nach diesem Spiel folgende Betrachtung auf.
Wir spielen ja nun seit über einem Jahr regelmäßig BG. Das Spiel hat seine Stärken. Aber auch seine Schwächen.
Ich bin immer noch der Meinung, dass das Spiel den Flair des AWI rüberbringt. Allerdings nur, wenn man wirklich Zeit hat. BG spielt sich am besten an einem Grillwochenende im Sommer. Ein paar Stunden spielen. Dann grillen und am Ende noch paar Stunden nachlegen, bis es zur Entscheidung kommt.
Bei unseren Mittwochabend Spielrunden schaffen wir es allerdings selten ein finales Ergebnis herbeizuführen, und das obwohl wir ja zwischen 3 und 4 Stunden spielen. Das ist allerdings einfach unbefriedigend.
Bei Maurice de Vauban hatten wir nach 3 h ein klares Ergebnis. Dieses System ist auch etwas „letaler“, was mir als stillem Fan von Skirmishsystemen natürlich gefällt. Ich mag halt Hollywood Tabletop.
Was mich an diesem Spiel echt genervt hat, sind die oben beschriebenen Moralwerttests. Die hatten das Spiel unnötig in die Länge gezogen und zu keiner Entscheidung geführt. Außerdem waren sie oftmals unlogisch und auch nicht historisch begründbar. Hier denke ich sollten wir uns hausregeltechnisch was einfallen lassen.
Na und hin- und wieder ein Maurice de Vauban Spiel im Wechsel zu spielen, schadet sicher auch nicht, getreu unserem Motto

„…ist ja auch mal was …“

(P.S.: Große Entschuldigung an Sven, dessen hier aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat sich in unverfrorener Weise wie ein roter Faden durch meinen Bericht zieht. Gut, dass wir uns verstehen.)

Nachtrag:
Auch nachträglich rekrutierte Fremdtruppen konnten gegen Spielende keine Entscheidung mehr bringen.